160 Jahre Feuerwehr: Erinnerung an Turmbläser und Brandkatastrophen
„Der Türmer war Tag und Nacht für die Brandwache zuständig und schlug Alarm, wenn er Feuer oder Rauch entdeckte“, erzählte Christoph Ahlemeyer bei der Präsentation seiner Ausstellung zum Jubiläum der Feuerwehr Oberviechtach, in der die Tätigkeit der „Turmwächter“ einen besonderen Stellenwert einnimmt.
Der für Museumspädagogik zuständige Ausstellungskurator beackert hier ein historisches Gebiet, das in Oberviechtach bisher kaum erforscht ist. In der Ausstellung informieren großformatige, reich bebilderte Tafeln über „die Wächter, die auf dem Kirchturm saßen“, wie es sinngemäß in einem Türmerlied heißt. Als am Sonntag im Museumshof der ganzjährige Veranstaltungsreigen „160 Jahre Feuerwehr Oberviechtach“ und „35 Jahre Jugendfeuerwehr“ eröffnet wurde, da blies Ahlemeyer im Kostüm des Spielmannszugs sogar ins Horn.
Verheerender Brand
Den offiziellen Auftakt zum Jubiläum leitete im Stadtarchiv Feuerwehrvorsitzender Hans Roßmann ein, als er dem jahrzehntelangen Feuerwehrarchivar Robert Hoffmann das Wort zu einer ausführlichen Präsentation der Oberviechtacher Feuerwehrgeschichte erteilte, die mit dem erstmals belegten großen Brand im Markt von 1771 begann. Zwei Jahre später wurde der Marktflecken aber von einer verheerenden Feuersbrunst heimgesucht, dem auch die damalige gotische Kirche zum Opfer fiel. Die Pfarrei feiert heuer am 13. Juli das 250-jährige Jubiläum der ersten Eucharistiefeier 1775 nach der vorausgegangenen Brandkatastrophe.
Holzbauweise, Strohdächer
Robert Hoffmann schlüsselt in seiner Feuerwehrgeschichte noch zahlreiche weitere, teils verheerende Brände auf und nennt hierbei die Holzbauweise und die Strohdächer als Beschleuniger. „Ein unbeachteter Kienspann kann da schon die Ursache gewesen sein“, gibt Hoffmann zu bedenken und kommt zu dem Ergebnis, dass in der eng bebauten Oberviechtacher Sailergasse im Laufe der Jahrhunderte die meisten Brände zu registrieren waren.
Der Feuerwehrarchivar, der in seinem Vortrag auch auf die Arbeit seines verstorbenen Vorgängers Max Pösl aufbauen konnte, geht auch auf die technischen Anschaffungen der Brandbekämpfung ein, beginnend bei der ersten „Feuerlöschmaschine“ 1860 und der ersten Spritze, die der Markt bereits 1807 anschaffte. Dies geschah schon vor der Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Oberviechtach am 9. Juli 1865, als sich unter dem ersten Kommandanten Andreas Niller 51 Freiwillige für eine geregelte Brandbekämpfung zusammenschlossen.
Selbst aktiv werden
Schon vorher gab es aber eine „Feuerlöschordnung für den Markt Oberviechtach“, die am 8. Juli 1853 erlassen wurde. Die Ausstellung im Museum führt dieses Reglement in einer eigenen Tafel detailliert auf. In Vitrinen werden zahlreiche Feuerwehrrequisiten der 160-jährigen Vereinsgeschichte präsentiert. Neben dem Schauen können die Besucher aber auch selbst aktiv werden, wenn sie sich beispielsweise über das Themenfeld „Türmer“ testen wollen, die übrigens schon vor 1600 in Oberviechtach belegt sind. Die abgedunkelte Ausstellung zeichnet auch einen Blick des Bläsers aus dem Kirchturm von oben auf den Markt nach.
Äußerst eindrucksvolle, vom Gegenlicht geprägte Kunstobjekte hat Florian Waldherr zu den historischen Brandkatastrophen geschaffen. Darin wird auch der Quellenhinweis thematisiert, dass einmal sogar die Holzkreuze auf dem damals noch existierenden Kirchfriedhof Feuer fingen.
Quelle: https://www.onetz.de/oberpfalz/oberviechtach/160-jahre-feuerwehr-erinnerung-turmblaeser-brandkatastrophen-id5061090.html
Bilder: Georg Lang